Das Kunstwerk
...seit 1925 in Hamburg seit 2010 in Berlin
Das Gebäude wurde 1925 vom Kantinenwirt Hermann Sparr erbaut, die Pläne lieferte der Architekt Willy Wegner. Im selben Jahr entstand auch das berühmte Chilehaus, die Millionen von Ziegelsteinen für diese Baustelle wurden damals mit Lastkähnen über den Oberhafen angeliefert. Es geht die Rede, dass einige davon in der Oberhafenkantine Verwendung fanden…
Kantinen und Kaffeeklappen gehörten früher zum Bild des Hamburger Hafens wie die Kräne und Kaianlagen. Auf dem Weg zur Arbeit holten sie sich ihren Kaffee und die Mettwurststulle.
Die Oberhafenkantine war eine der letzten, die in Hamburg gebaut wurden. Sie ist ein typischer Vertreter des norddeutschen Klinkerexpressionismus und einer der wenigen außen und innen original erhaltenen Kleinbauten der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Den Krieg überstand die Oberhafen-Kantine unbeschadet, aber Sturmfluten brachten das Gebäude in eine gefährliche Schräglage. Wegen akuter Einsturzgefahr wurde die Oberhafen-Kantine im Mai 1997, wenige Wochen nach dem Tod der Wirtin Anita, vom Ordnungsamt geschlossen. Das Gebäude schien auf den Abriss zu warten...
Im Jahr 2000 stellte die Stadt Hamburg die Oberhafenkantine unter Denkmalschutz, und zwei Jahre später kaufte der Hamburger Kulturinvestor Klausmartin Kretschmer das marode Häuschen.
2005 begann die aufwendige Sanierung. Das Ziel: alles wieder so herstellen, wie es war. Der Schankraum sieht jetzt wieder so aus, als könnte gleich Anita um die Ecke biegen.
Im April 2006 eröffnete die Oberhafenkantine nach neun Jahren Pause wieder ihre Küche, geleitet von Christa Mälzer, Mutter des TV-Kochs Tim Mälzer. Nach der Sturmflut, die im November 2007 die Küche absaufen ließ, gab sie auf…
Seit Februar 2011 lässt der Gastronom aus Leidenschaft Sebastian Libbert den Geist der Tradition neu aufleben.
2008 hat der in Hamburg ansässige Künstler Thorsten Passfeld die Oberhafenkantine im Maßstab 1:1 als Replik aus Holz von Abrisshäusern und Baustellen nachgebaut.
Am 20. September 2009 wurde das Kunstwerk "Oberhafen-Kantine - Replika" eingeweiht.
Thorsten Passfeld hat schon während seines Studiums unterschiedliche Arten von Häusern ausschließlich aus Fundholz erbaut. Die Häuser dienten immer verschiedenen Zwecken und trugen Titel wie etwa "Kirche des guten Willens" oder "Zum falschen Freund".
Diese Häuser ließ Passfeld immer nur wenige Tage stehen, denn er wollte wieder Platz für Neues schaffen und sich nicht "dauerhaft breit machen", so Passfeld.
Bei der "Oberhafenkantine - Replika" gibt es einen entscheidenden Unterschied. Passfeld hat nach der Idee des Kulturinvestoren Klausmartin Kretschmer und mit dessen Unterstützung das Haus so konzipiert, das Haus in seine Einzelteile zu zerlegen ist, um dieses woanders wieder aufzubauen.
Passfelds Haus ist diesmal transportfähig, um nicht lange an einem Ort verweilen zu müssen. Die Idee ist, dass die Oberhafen-Kantine mit ihrer Mobilität als Kulturbotschafter durch die Welt zieht. Als Symbol für Nachhaltigkeit, weshalb auch die originalen Fenster der Oberhafenkantine ihren Platz in dem Nachbau finden, der bis auf das Grundgerüst aus Abfallholz besteht. Nach drei Jahren hinter dem Hamburger Bahnhof in Berlin MItte steht die Kantine seit 2014 auf dem Arena Gelände in Berlin Treptow und wird dort als exklusive Veranstaltungs-Location betrieben.